Die SCOUTS übersetzen

Wer wie wir in der jungen, hippen und zusehends verfloskelten Werbewelt beheimatet ist, muss auch sprachliche Herausforderungen zu meistern wissen. Wer Full-Service Leistungen bietet, modernes Grafikdesign und Marketinglösungen bereithält, findet sich schnell in einer Welt aus Beratern und Consultants wieder, die bisweilen einen eigenen Sprachgebrauch pflegen. Um Verwirrung zu vermeiden bieten wir Ihnen im Folgenden eine kleine Übersicht über die heutzutage gängigsten Redewendungen und Floskeln und verraten was damit wirklich gesagt werden soll.

 

80/20 RULE

Der goldene Gral im abenteuerlichen Leben eines jeden Consultants: 80 Prozent eines Projektes lassen sich in 20 Prozent der Zeit bewältigen. Ein typischer HOME RUN IN TIME & BUDGET eben…

 

AOB

Warum nicht mal mit einer absurden Abkürzung ausdrücken, was sich wenig spektakulär mit „Diverses“ beschreiben ließe. Wer AOB sagt, meint zu meist schlicht „Any other business“, also den in der Regel abschließenden Punkt der Agenda eines Meeting-Marathons.

 

B2E

Fügt sich nahtlos in die bekannte B2-Reihe (B2B, B2C, B2Irgendwas) ein. Dabei steht E für „Employee“. Es geht also um die Kommunikation von Unternehmen zu ihren Mitarbeitern.

 

BANDWIDTH

Im Deutschen die schnöde Bandbreite zwischen zwei Extremwerten, verwenden multilinguale „Bißchen-Native-Speaker“ diese Vokabel im Englischen gerne um klarzumachen, dass Sie derzeit leider überhaupt keine Zeit für irgendwas haben. Angewandt und in eine Szene-typische Consultantaussage implementiert klingt das dann in etwa so: „I don’t think I’ll have any bandwidth next week”, oder auch „Bandwidth-technisch isses gerade ganz schlecht…“.

 

BEACH (ON THE)

Was im Fußball die Ersatzbank ist, ist im gelebten und angewandten Consulting der so genannte Beach. „Gerade on the Beach sein“ beschreibt also den Status eines Beraters, der grade nicht an einem konkreten Projekt arbeitet.

 

BOIL THE OCEAN (BETTER LET’S NOT)

Klingt unmöglich, ist es auch. Was uns der Projektmanager damit eigentlich sagen möchte: Bitte nicht Unmengen von Analysen erstellen.

 

BOTTOM-UP

Das gute alte Von-unten-nach-oben-Prinzip. Bei Analysen nimmt sich der Berater erst die am niedrigsten angesiedelte Einheit vor und arbeitet sich dann bis an die Spitze. Klingt komisch – ist aber so.

 

BUCKETS

Hiermit ist verwunderlicher Weise weder ein Kübel noch ein Eimer gemeint! Und doch lassen sich damit alle möglichen Dinge wunderbar in Kategorien („Buckets“) einteilen.

 

BUTTONED-UP

Zwei gegensätzliche Begriffe, die in sich aber nur eins sagen sollen: Der Berater hat höchst gewissenhaft gearbeitet und sein Schaffen hält auch der genauesten Prüfung von in- und extern stand. Gut gemacht!

 

CIRCLE BACK

Heißt nichts anderes als: Das nehmen wir uns später noch einmal vor. Meist um zu prüfen, welche Fortschritte bis dahin erzielt wurden. Vorbei die Zeiten der schnöden Wiedervorlage, herzlich willkommen CIRCLE BACK!

 

DRAFT

„Machen Sie dazu mal einen Draft fürs nächste Meeting“, soll heißen: Ich möchte ein Konzept sehen – und zwar pronto, ASAP und am besten gestern.

 

ELEVATOR TEST

Zeit ist Geld. Das wissen auch Berater. Deshalb sollten sie in der Lage sein, ein umfangreiches Konzept möglichst kurz, knackig, quasi ON POINT möglichst sexy zu erklären. Könnte ja sein, dass sie mal im Aufzug neben dem CEO eines potenziellen Kunden stehen und ihm die Key-Concepts in a nutshell sweet-talken müssen.

 

EXPERIENCED HIRE

Beschreibt einen Berater, der von einem anderen Unternehmen, einer konkurrierenden Agentur oder einem Competitor abgeworben wurde. Er steigt auf einer höheren Position und mit mehr Gehalt ein als ein „normaler“ Einsteiger. Siehe auch “Parallel hire”

 

FACT PACK

Zahlen, Analysen, Daten – Das Wichtigste, was es über ein Projekt, eine Branche oder ein Unternehmen gibt zu sagen gibt.

 

FINANCIAL DRAFT

„Wie stehen die financials zu unserem draft? Noch zu barebone oder klarer high-potencial?“. Hier geht es schlicht darum, ob der Finanzchef das Konzept abgesegnet hat, oder eben nicht.

 

GUIDANCE

Wer von der GUIDANCE spricht, unterhält sich schlicht über die finanzielle Prognose zu einem bestimmten Projekt oder zur finanziellen Lage des Unternehmens als solches.

 

HEADCOUNT

Hierbei geht es um die Zahl der Angestellten. Im worst case steht eine Headcount Reduction im Raum, dann rollen Köpfe. Siehe auch Outplacement.

 

HOME RUN (LET’S JUST HIT A)

Nichts geht mehr, jetzt hilft nur noch ein Glücktreffer. Besser wäre natürlich, nicht auf das eine große Ganze zu spekulieren, sondern vorher ein paar ganz solide Treffer zu landen.

 

ISSUE

Probleme gibt es in der hochperfomanten Welt eines Beraters nicht, höchstens Herausforderung („ISSUES“). Also weitermachen und immer schön lösungsorientiert nach vorne denken.

 

KEEP THIS ON YOUR RADAR

Klingt im ersten Moment vielleicht noch recht harmlos, kann aber schnell unangenehm werden, denn als erstes trifft es immer den LOWEST MAN ON THE TOTEM POLE…

 

NEARSHORING

Im Gegensatz zum Offshoring vielleicht nicht ganz so weit entfernt. Für Mitteleuropa sind osteuropäische Länder klare Nearshoring-Ziele, in Nordamerika entsprechend Mexiko oder Brasilien. Das Ziel bleibt allerdings immer gleich: Personalkosten senken.

 

ON BOARD

Berater, die gerade nicht “ON THE BEACH” sind. Soll heißen, nichts wie ran an das Projekt.

 

OUT OF THE BOX

Berater suchen Lösungen für Proble…, ääähm Herausforderungen. Dabei müssen sie immer wieder bekannte Muster und Ansätze ignorieren und über die bekannte „box“ hinausdenken. Ab auf die grüne Wiese und frisch befruchtet raus aus der Box!

 

OUTPLACEMENT

Wer wird denn da von Entlassungen sprechen. Das sind Freisetzungen – klingt doch viel angenehmer. Unter dem Deckmantel des Englischen wird daraus dann Outplacement.

 

PING

Hier macht der Ton die beliebte Berater-Vokabel. Ein PING ist nichts anderes als ein Kontakt – oder eben das Geräusch einer eingehenden Nachricht auf dem Consultant-Smartphone.